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Estland,
Zypern, Kamerun (15.9.-7.10.2008)
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15.9.
Montag: Deutschland
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Kurz
nach 7 Uhr biege ich im Berufsverkehr auf die Autobahn ein, um
mich schon nach wenigen Minuten im Stop-and-go zu üben. Eine
knappe halbe Stunde später vermindert sich die Straßenbreite um
eine Spur auf die Hälfte. Grund: Mäharbeiten im
Baustellenbereich. Der Großteil meiner Nachbarn in dieser Kolonne
wird - sicherlich nicht minder motiviert - die nächste Ausfahrt
zu einem der größten Arbeitgeber des Nachbarkreises nehmen. So
sieht also interdisziplinäre Engpassplanung in Zeiten zunehmender
Rezessionsängste aus... . Bis ins beschauliche Klein Rönnau muss
daraufhin noch das ein oder andere weitere Nadelöhr ausgesessen
werden, und so treffe ich dort mit leichtem Verzug ein. Olli,
Mannschaftskollege und Widersacher auf vier Kontinenten, macht
trotzdem nicht den Eindruck, auf heißen Kohlen zu sitzen. Dazu
besteht auch gar kein Grund, zumal der Zweck unseres
Zusammentreffens - die Teilnahme an der größten
Zweiradmassenveranstaltung des Baltikums: Der Tartu Rattamaraton -
erst am nächsten Sonntag ansteht. Nachdem das Auto gepackt und
die ersten Meter absolviert sind, schlagen wir unser Nachtlager
auf einem Acker in der Nähe eines der letzten Autobahnkilometer
dieser Exkursion auf. Wir verteilen uns auf den Kofferraum des
Vehikels und einen temporären Bau, der sich durch seine leichte
Zerlegbarkeit auszeichnet.
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16.9.
+ 17.9. Dienstag, Mittwoch: Polen und Litauen
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Die
polnische Grenze wird kurz nach Ladenöffnung und verbundenem
Eindecken mit Reiseproviant genommen. Auto- und Radfahrten
wechseln einander ab, so dass mein in den nächsten Tagen zu
verzehrendes Wintergebäck nicht auf den Hüften sitzen bleiben
wird. Auf der abendlichen Suche nach einer Schlafstätte muss uns
ein besorgter Bauer beobachtet haben, der kurz vor Mitternacht
damit beginnt, seine spuckweit entfernte Tabakplantage abzuernten.
Da ich heute unsere transportable Wohnstube gebucht habe, darf ich
feststellen, dass das Mauerwerk, ein Gewebe bestehend aus modernst
verarbeiteter polymerer Werkstoffe, nur leichte Wünsche in Sachen
Schalldämmung offen lässt... . Etwas unausgeschlafen folgt
mittwochs die Durchquerung der Masuren, wo die vorerst letzten
deutschen Nummernschilder gesichtet werden. Richtung Litauen
bessern sich zudem die Straßenverhältnisse wieder, und so
bereitet es zunehmend weniger Mühe, die dem Transitverkehr
teilhabenden Fabrikate anhand der Ausgestaltung des Kühlergrills
zu erkennen. Natürlich mittels Blick durch den Rückspiegel... .
Diesem Spiel entziehen wir uns nach Einbruch der Dunkelheit und
setzen den Blinker, um ein Naherholungsgebiet in einer
Seenlandschaft anzusteuern.
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18.9.
+ 19.9. Donnerstag, Freitag: Lettland, Estland
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Der
morgendlichen Ausfahrt über die für das komplette Baltikum
charakteristischen Sand- und Feldwege folgt ein erfrischendes Bad
in einem dieser gesäßkalten Seen. Schließlich will der
Richtmarke des Alpinistenduos Messner/Fuchs von fast 70 Tagen ohne
intensivere Körperpflege - aufgestellt während einer ihrer
arktischen Wanderungen - keine Konkurrenz gemacht werden. Das
Einkaufszentrum, das am Kreuz zweier Europastraßen liegt, erhält
in Folge den Vorzug als Verzehrstätte eines wärmenden
Koffeingetränks vor Kaunas’ einladender Innenstadt.
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Das
Passieren der lettischen Grenze verläuft recht unspektakulär,
und so wird der Schlafplatz nach einem weiteren anstrengenden Tag
direkt angesteuert. Da die Temperaturen auch tagsüber nicht mehr
in den zweistelligen Bereich klettern, streben wir für den frühen
Freitag die direkte Anbindung nach Otepää an, wo uns ein Zimmer
im Hotel Tehvandi zu Füßen des Skizentrums reserviert worden
ist. Der hiesige Wintersportpark bietet Möglichkeit für alle
nordischen (und artverwandten) Ski-Disziplinen. Da diese von den
Esten auch eifrig benutzt werden und selbst der Überlandverkehr
teilweise skirollernd bewältigt wird, wundert es schon, dass
diese sportverrückte Nation im internationalen Vergleich nur die
zweite Geige spielt.
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21.9.
Sonntag: Tartu-Rattamaraton
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Bereits
gestern waren wir als geladene Gäste Protagonisten. In Form eines
Sprintrennens stimmte der Veranstalter im benachbarten Tartu
interessierte Zuschauer im Rahmenprogramm auf das Distanzrennen
ein. Nach überstandenen Vorläufen qualifizierten sich Olli und
ich für die Zwischenläufe, wo jedoch Endstation sein sollte. Das
Finale bot später Spektakel in Reinkultur: Richtige Könner
zeigten, wie man die Gesetze der Schwerkraft außer Kraft setzt
und sogar das Autoreifenhindernis ohne Bauchlandung meistert... .
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Heute
morgen sind wir nun die Protagonisten eines Sendeformates, das
sich in ihrer neuesten Ausgabe auf Estlands riesige Wälder
fokussiert hat. Einige Minuten sind auch diesem Marathon
reserviert, der uns gleich 89 Streckenkilometer durch eben jene Wälder
auf einem Geländerad absolvieren lässt. Wie genau der Kontakt
zwischen Rundfunkanstalt und unserer Reisegruppe letzten Endes
zustande kam, ist nicht bis ins kleinste Detail geklärt worden.
Aber es ist davon auszugehen, dass dieser über eine kleine aber
umso sympathischere Internetpräsenz eines noch sehr viel
sympathischeren Sportsmannes geknüpft worden ist... . Nachdem wir
uns also vor laufenden Kameras über unmittelbare
Startvorbereitungen und Rennroutine ausgelassen haben, müssen wir
feststellen, dass das heutige Startprozedere alles andere als
Routine ist: Auf jeden Fall gab es schon angenehmere Situationen
als hier mit überbreiten Lenkern gegen 2850 andere Verrückte auf
einer glitschigen Kuhweide um jeden Zentimeter zu feilschen... .
Nach diesem Streckenabschnitt finde ich mich im Vergleich zu
meiner Position während der Startaufstellung mehrere Plätze
weiter hinten im Feld wieder. Der Zug nach ganz vorne ist
abgefahren, immerhin gelingt es mir im Rennverlauf aber, mit der
Brechstange einige Gruppen nach vorne zu springen. Diese Mühen
sind aber bald für die Katz gewesen, wenn es mir in einem Waldstück
das Vorderrad verreißt. Obwohl dieses heutige Missgeschick
weniger Schmerzen bereitet als das gestrige, ruft ein
nachfolgender Sportler, dem meine Muttersprache nicht verborgen
geblieben ist, das aus, was ich mir nur zu denken wage - übrigens
vollkommen untypisch für die sonst sehr reserviert in Erscheinung
tretenden Balten: „Schei..e!“
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Rhythmus
und Gruppe sind dahin. Im weiteren Verlauf reiht sich noch die ein
oder andere Unpässlichkeit an. Und so ist es auch nicht weiter
verwunderlich, dass ich in der Zielkurve den einzigen Ast des größeren
Umkreis aufgabele, um danach das Getriebe händisch wieder instand
setzen zu müssen... .
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Auf
das Rennen folgt die journalistische Aufbereitung. Neben
Soll/Ist-Vergleichen muss erwähnt werden, dass wir an einer
perfekt organisierten Verantaltung teilgenommen haben. Die Vergabe
der Europäischen Meisterschaft des Jahres 2009 im MTB-Marathon an
diese Veranstaltung ist demnach absolut gerechtfertigt.
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Danach
geht es zurück ins Tehvandi, wo wir die Nasszelle durch den
Hintereingang ansteuern. Daraufhin heißt es Abschied nehmen:
Aufgrund einer weiteren Reiseverpflichtung ist für die Rückreise
etwas weniger Zeit eingeplant worden, und so springt der Tempomat
erst kurz nach Betritt polnischen Bodens aus der Rasterung, wo uns
ein Stauende entgegen kommt. Um diesen auf einer einsam gelegenen
Landstraße zu umfahren, braucht es kein Navigationssystem! Dieses
tun wir offenbar mit größtem Erfolg, denn auf der anderen Seite
des Staus können wir der örtlichen Polizeistaffel, die sich
gerade auf den Weg zur Unfallaufnahme begibt, noch einen
freundlichen Gruß per Lichthupe mitgeben... .
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22.9.
Montag: Deutschland
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Es
folgt trotzdem eine zähe Nachtfahrt, die kurz nach Ladenöffnung
auf deutschem Boden endet, wo neuerlich die Nahrungsmitteldepots
aufgeladen werden.
FORTSETZUNG
FOLGT
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